Child’s Play Charity liefert therapeutische Spiele und Technologien direkt an Kinderkrankenhäuser, um das Leben von Patient*innen durch die Kraft des Spiels zu verbessern.
Child’s Play wurde im Jahr 2003 von Mike Krahulik und Jerry Holkins von Penny Arcade ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, das negative Bild von Gaming und Gamer*innen in den Medien zu verändern. Als Antwort darauf forderten sie ihre Fans heraus, das Seattle Children’s Hospital über eine Amazon-Wunschliste zu unterstützen. Innerhalb eines Monats sammelten sie über 250.000 US-Dollar in Form von Bargeld und Spielzeug. Seitdem hat sich Child’s Play auf über 190 Netzwerk-Krankenhäuser in 14 verschiedenen Ländern ausgeweitet, wobei die Beiträge weit über Spiele und Technologie hinausreichen.
Im Jahr 2015 stellte Child’s Play den therapeutischen Videospiele-Leitfaden vor. Dieser Leitfaden ermöglicht es Fachkräften im Bereich der Kinderbetreuung (Child Life), gezielt bestimmte Spiele auszuwählen, um individuelle Bedürfnisse von Kindern zu erfüllen. Zum Beispiel, wenn ein Kind sich im Krankenhaus traurig und gelangweilt fühlt und nur ein Android-Smartphone besitzt, wird der Leitfaden passende Spiele empfehlen.
2017 finanzierte Child’s Play die ersten Pädiatrischen Gaming- und Technologie-Spezialist*innen innerhalb von Kinderkrankenhäusern. Dieses neue Berufsfeld bringt engagierte Gaming-Expertinnen in Krankenhäuser, um therapeutisches Gaming und die Integration von Technologie zu unterstützen, Spielsysteme zu betreuen und gemeinsam mit den Kindern zu spielen. Ziel ist es, die Erfahrungen von pädiatrischen Patientinnen nachhaltig zu verbessern.
Hier sind einige Beispiele für spannende Technologie-Integrationen in Kinderkrankenhäusern mit Unterstützung von Child’s Play:
- No Fear MRI: Dieses Programm unterstützt Kinder während einer Magnetresonanztomographie (MRT) durch den Einsatz von VR-Headsets mit speziellen Simulationsprogrammen. Zusätzlich kommen spezielle MRT-Schutzbrillen zum Einsatz, die sicher im MRT verwendet werden können und es den Kindern ermöglichen, während der Untersuchung Filme oder Serien anzusehen.
- Ohmni Robot: Patient*innen können den Ohmni-Roboter direkt von ihrem Krankenhausbett aus steuern, um beispielsweise an Schulabschlussfeiern oder Klassenausflügen virtuell teilzunehmen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, trotz Krankenhausaufenthalt aktiv am sozialen Leben teilzunehmen.
- Draw Alive: Dies ist eine interaktive Lösung, bei der Kinder ihre Zeichnungen zum Leben erwecken können. Die erstellten Bilder werden digitalisiert und animiert, sodass die Kinder sehen können, wie ihre kreativen Werke in einer virtuellen Welt lebendig werden.
Mit Unterstützung der Gemeinschaft wird die Child’s Play Charity weiterhin das Leben von pädiatrischen Patient*innen verbessern und neue Wege finden, um Kindern dabei zu helfen, Play Games, Feel Better™.
Travis Eriksen, Geschäftsführender Direktor von Child’s Play™, beantwortete die Fragen von HealGameUkraine.
In den Worten „Videospiele für Kinder in Krankenhäusern“ könnten sich manche Menschen ein einsames Kind vorstellen, das in einem Krankenzimmer liegt und ein Videospiel spielt… und das war’s. Auch das kann für dieses Kind sehr bedeutungsvoll sein! Aber wie ich weiß, integrieren Sie Spiele auch in medizinische Verfahren und Therapien. Ich war beeindruckt von Konzepten wie No Fear MRI, dem Ohmni-Roboter, VR-Spielen, bei denen Kinder bei der Entwicklung helfen, und anderen Dingen, die Sie tun. Können Sie uns mehr über Ihre Mission und Ihre Arbeit erzählen?
Unsere Mission ist es, Spiele und Technologie in Kinderkrankenhäuser auf der ganzen Welt zu bringen und Betreuer*innen darin zu schulen, Spiele und Technologien bewusster im Heilungsprozess einzusetzen.
Könnten Sie uns mehr über die Innovation der Pädiatrischen Gaming- und Technologiespezialist*innen erzählen? Für mich wäre es als Sechsjährige*r fantastisch gewesen zu wissen, dass es jemanden gibt, der dafür verantwortlich ist, dass ich im Krankenhaus mit Lego und Videospielen spielen kann.
Child Life-Therapeutinnen und Spieltherapeutinnen sind oft diejenigen, die für die Verwaltung und Wartung von Gaming-Systemen in Kinderkrankenhäusern verantwortlich sind. Diese Art der Wartung gehört jedoch nicht zu ihrer Ausbildung. Sie sind dafür da, Kinder altersgerecht über ihre Diagnose aufzuklären, sie auf medizinische Verfahren vorzubereiten, sie schulisch zu unterstützen und durch spielerische Angebote das Leben im Krankenhaus zu normalisieren. Gerade letzteres führt dazu, dass das Thema „Spiele und Technologie“ oft auf ihrem Schreibtisch landet, da es sonst niemanden gibt, der sich darum kümmert.
Wir haben erkannt, dass es eine spezifische Rolle im Krankenhaus braucht, die sich auf die Pflege der Systeme konzentriert. Gleichzeitig sollte diese Person jedoch auch eine treibende Kraft bei der Nutzung von Spielen und Technologien während medizinischer Verfahren sein, neue Technologien wie VR oder 3D-Druck integrieren und als dedizierte Ansprechperson für Spiele und Technik fungieren.
Deshalb begannen wir im Jahr 2017 damit, Fördergelder für diese Positionen bereitzustellen. Bis heute haben wir fast 50 solcher Positionen finanziert.
Ich habe ein brillantes Buch von Dr. Robert Rice mit dem Titel „Video Games In Psychotherapy“ gelesen, in dem er auch über die Bedeutung des Verständnisses von medizinischen Prozessen für eine schnellere Genesung schreibt – und darüber, wie Videospiele dabei helfen können. Ein leuchtendes Beispiel sind die RE:Mission-Spiele von HopeLab, die Kindern mit Krebs helfen, die Wirkung von Chemotherapie zu verstehen. Nutzen Sie Videospiele und Gamification zu solchen Zwecken und wenn ja, wie genau?
Während RE:Mission ein großartiges Beispiel für ein speziell entwickeltes medizinisches Spiel ist, konzentriert sich unser Therapeutischer Video Game Guide auf allgemein verfügbare kommerzielle Titel. Wir haben darüber hinaus eine Stelle für Spieleentwickler*innen im Children’s Colorado Hospital finanziert, wo bereits drei spezielle VR-Spiele entwickelt wurden, die gezielt für den Einsatz im Krankenhausalltag gedacht sind.
Leider ist die Behandlung und Rehabilitation von Kindern mit körperlichen Behinderungen und Traumata derzeit von großer Bedeutung für die Ukraine, aufgrund des russischen Krieges. Wie helfen Sie dabei, den Geist von Kindern mit körperlichen Behinderungen und Traumata aufrechtzuerhalten?
Wir glauben fest an die Kraft des Spiels und daran, dass es ein wichtiges Heilmittel für Kinder ist, die Traumata erlebt haben oder lernen, mit körperlichen Behinderungen zu leben. Wir wissen, dass Spielen Kindern beim Wachsen und Lernen hilft und dass die Förderung des Spiels im Krankenhaus entscheidend für den Heilungsprozess ist. Gleichzeitig hilft es, dass sich Kinder wie Kinder fühlen können und das Krankenhaus weniger beängstigend erscheint. Spiele bieten sichere und herausfordernde Möglichkeiten zum Spielen, die es den Kindern ermöglichen, Held*innen zu sein und Erfolge zu feiern – sei es durch das Besiegen eines Endgegners, das Erreichen eines neuen Levels oder das Lösen eines Rätsels.
Ein häufiger Vorwurf gegenüber Videospielen lautet: „Gaming kann Kinder einsam und asozial machen“ oder sogar „aggressiv“. Einige Eltern und Ärzt*innen betrachten Videospiele nicht als „gesund“. Was denken Sie darüber?
Wie unser Therapeutischer Videospiel-Leitfaden zeigt, können Spiele einen positiven Einfluss auf viele verschiedene Erkrankungen haben, mit denen Kinder konfrontiert sind. Ich halte es für wichtig, dass Eltern und Betreuende sich über die Altersfreigaben von Spielen und die Spielzeit der Kinder informieren, aber ich glaube nicht, dass Spiele Kinder asozial oder aggressiv machen.
Als jemand, der mit Technologie und Robotern arbeitet – wie sehen Sie die Zukunft?
Dieses Feld entwickelt sich ständig weiter, und es ist spannend zu beobachten, wie sich Technologien wie Telekonferenz-Roboter in den letzten Jahren entwickelt haben. Heute können Kinder solche Roboter steuern und Orte oder Menschen besuchen, die sie sonst nicht erreichen könnten – insbesondere wenn sie isoliert im Krankenhaus sind. Ich gehe davon aus, dass diese Roboter in den kommenden Jahren noch besser werden und noch mehr Möglichkeiten bieten werden, damit Kinder die Welt von ihrem Krankenhausbett aus erleben können.
Welche Technologie (vielleicht auch noch nicht existierend) würden Sie gerne in jedem Kinderkrankenhaus sehen?
Mehr als eine neue Technologie würde ich mir wünschen, dass es in jedem Krankenhaus eine*n dediziert*en Game Tech-Mitarbeiter*in gibt. Ohne Fachpersonal, das sich mit dem Einsatz, dem Lernen und der Weiterentwicklung von Technologie beschäftigt, könnten neue Technologien eher eine Belastung als ein Nutzen darstellen.
Ich habe Videos über Projekte wie „Desert Bus for Hope“ und „Gamers Give Back®“ gesehen, die Child’s Play organisiert, um Kindern zu helfen – und ich war beeindruckt von der Leidenschaft, mit der Sie alle arbeiten. Gibt es eine Geschichte im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit, die Sie besonders berührt hat?
Es gibt viele Geschichten darüber, welchen positiven Einfluss Spiele auf hospitalisierte Kinder haben. Für mich sind es insbesondere die Berichte über die positiven Erlebnisse, die durch unsere finanzierten Game Techs ermöglicht wurden. Zum Beispiel, wenn sie VR während medizinischer Eingriffe einsetzen, um Kinder abzulenken und den Bedarf an Anästhetika zu reduzieren. Oder wenn sie einen „Arcade-Tag“ organisieren, um Kinder dazu zu ermutigen, ihre Zimmer zu verlassen und gemeinsam in einem sozialen Umfeld zu spielen. Diese Geschichten verdeutlichen, wie wichtig es ist, eine dedizierte Person für Spiele und Technologie im Krankenhaus zu haben. Ich hoffe sehr, dass diese Position eines Tages in jedem Krankenhaus zur Verfügung steht.
